Schon länger hatte ich das Gefühl, dass wenn meine Tochter Ihre erste Periode bekommen wird, dieses besondere Ereignis und den Eintritt in das Frau Werden mit ihr auf irgendeine Art wertzuschätzen.
Am vergangenen Wochenende waren ich und meine 11-jährige Tochter auf einem Celebration Day für Mädchen. Initiiert wurde dieser Tag von einer Mutter und Trainerin aus Australien, mit der wir in der Schule befreundet sind.
Dieses Ereignis hat die Beziehung zu meiner Tochter intensiviert und eine neue Ebene zwischen uns erschaffen.
Warum, das erfahrt Ihr im Folgenden.
Was ist ein Celebration Day for Girls?
Ein Celebration Day for Girls ist ein 1-Tages-Workshop für 10-12-jährige Mädchen mit ihren Müttern. Er beinhaltet verschiedene Aktivitäten und Gespräche, um den Mädchen eine ganzheitliche und positive Sichtweise auf die Pubertät zu vermitteln. Es werden Themen wie körperliche Veränderungen, erste Menstruation, Hygiene, emotionales Wohlbefinden und Selbstpflege behandelt.
Warum ein Celebration Day for Girls?
Einige Mädchen erleben ihre Menstruation auf negative oder ablehnende Art. Je nachdem sind manchmal auch Gefühle von Scham oder eine Art Tabu dabei. Diese negativen Assoziationen können Auswirkungen auf das Bild von Mädchen über sich selbst und ihr Selbst- und Körperbewusstsein als Frau haben.
Durch diesen Tag in entspannter und spielerischer Atmosphäre sollen die Mädchen einen positiven Ansatz vermittelt bekommen, die Periode als natürlichen und normalen Teil des Lebens zu erfahren. Die Mädchen haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen und offene Gespräche über ihre Erfahrungen und Gefühle zu führen.
Es werden Geschichten und Erfahrungen von Frauen geteilt, um den Mädchen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind und dass es viele positive Wege gibt, mit der Pubertät umzugehen. Neben den praktischen Informationen erhalten die Mädchen auch Werkzeuge und Strategien, um mit den Herausforderungen der Pubertät umzugehen, wie zum Beispiel Stressbewältigung oder das Aufbauen von Selbstvertrauen.
Wie war die Erfahrung für mich und meine Tochter?
Ich glaube wir waren beide ein wenig aufgeregt, als wir uns morgens auf den Weg machten. Mein Mann blieb mit meinem Sohn und der Kleinsten zuhause. Und ich und meine Tochter hatten einen Tag für uns:-).
Sie hatte gemischte Gefühle, was diesen Tag betraf. „Was machen wir denn da?“, fragte sie mich ein wenig skeptisch auf dem Weg. Einerseits wollte sie hin (ich hatte sie natürlich gefragt), aber sie wusste nicht so recht, was sie da sollte und warum wir das machten.
Als wir ankamen und sie ihre Freundinnen aus der Schule traf, konnte ich allerdings beobachten, wie sich ihre anfänglich zögerlichen Gefühle sofort in freudige Aufregung veränderten.
Die Mädchen wurden begrüßt, jede einzeln, und setzten sich in einen schön gestalteten Kreis auf dem Boden. Von da an übergaben wir sie in die liebevollen Hände der Leiterin und anderen Mutter.
Während wir Mütter uns unseren Themen oben im Haus widmeten, erfuhren unsere Mädels in offener und spielerische Atmosphäre mehr über den Zyklus der Frau oder welche Arten an Hygieneartikeln es gibt (vor allem auch nachhaltige, wie z.B. Periodenunterwäsche oder später mal Menstruationskappen).
Den Monatszyklus gestalteten sie zusammen als wunderschönes Mandala mit Hülsenfrüchten der verschiedensten Farben. Sie durften auch in die schöne Truhe mit den ganzen Hygienartikeln schauen und ausprobieren, wie es ihnen gefiel. Sie stellten Fragen, kicherten und lachten. Sie alle hatten einen schönen inspirierenden Vormittag rund ums „Frau Werden“.
Dann aßen wir zusammen zu Mittag und wurden anschließend zu ihrem Mädchenkreis gebeten. Wir setzten uns zu unseren Töchtern. Hier erfuhren wir was sie alles am Vormittag erlebt hatten. Wir teilten unsere Frauenvorbilder für uns mit ihnen und eigene erste Menstruationsgeschichten. Viele Mädchen hörten mit gespanntem Ausdruck auf dem Gesicht zu. Da war ein Leuchten hier und da in ihren Augen zu sehen, da sie nun mit uns im Kreis der Frauen saßen.
Es gab noch ein schönes Ritual: Wir Mütter nähten ein Stoffherz mit individueller Botschaft für sie, für den Tag, wenn die erste Regel kommen wird. Ich sagte meiner Tochter, was ich besonders an ihr schätzte. Sie tat das Gleiche und irgendwie wurde unser Bund dadurch erneuert. Anders. Ich glaube, dass war neu für uns beide.
Ich war durch diesen Tag und das Erlebnis mit meiner Tochter automatisch dazu eingeladen meine eigene Erfahrung in der Pubertät und mit der Periode zu reflektieren. Nicht alles war ein Zuckerschlecken und einige Dinge möchte ich ihr ehrlich gesagt gern ersparen.
Auf der anderen Seite kann ich ihr nur meine Erfahrung und Kommunikation anbieten, die sie dann hoffentlich annimmt, wenn SIE es braucht. Ich wünsche mir, dass sich dadurch auch die Kommunikation für alle anderen Bereiche öffnet bzw. geöffnet bleibt und sie weiß, dass sie immer zu mir kommen kann.
Mein Fazit über diesen Tag:
Der Celebration Day for Girls ermöglicht den Mädchen, eine starke Verbindung zu ihrer Weiblichkeit zu entwickeln und sich auf eine gesunde Art und Weise mit dem Erwachsenwerden auseinanderzusetzen. Meine Erfahrung ist, dass ich als Mutter eine wichtige Rolle meiner Tochter gegenüber spiele, indem ich ihr Unterstützung und Akzeptanz ausdrücke und somit eine offene Kommunikation fördere.
Dieses Erlebnis hat nicht nur das Verhältnis zwischen mir und meiner Tochter gestärkt, sondern auch die Bindungen zwischen den Mädchen, da sie gemeinsam diese Erfahrung teilen können.
Wer keinen Trainer in seiner Nähe findet und dennoch einen Celebration Day für sein Mädchen sich wünscht, kann auf der Webseite einen Onlinekurs finden oder selbst einen schönen Tag initiieren.
Celebration Circle For Girls (online)
