In dieser Interviewreihe geht es darum, dass wir Mütter viel voneinander lernen können. Du erfährst wie andere Mamas mit ihrer Selfcare umgehen und wie sie es schaffen diese in ihren Alltag einzubauen.
Wir Mamas können dabei viel voneinander lernen. Nimm dir immer das heraus, was zu dir passt und sei gespannt!
Heute wird uns folgende Mutter aus dem Nähkästchen plaudern:
Kristina (49), Frau, Mutter, Wild Woman, Manifestor, Empowerment Faciliator, Entrepreneur, World Citizen, Business Owner, 3 Kinder (14,11,7 Jahre), verheiratet „mit einem wunderbaren indischen Mann, der Selfcare auf bemerkenswerte Weise verkörpert.“
Mamaswelt: Liebe Kristina, was bedeutet für dich Selbstfürsorge bzw. Selfcare?
Unter Selfcare oder Selbstfürsorge verstehe ich, mir die Zeit zu nehmen für mich selbst zu sorgen. Eine Mutter sorgt in der Regel Tag und Nacht für ihre Kinder und ihre Familie. Da bleibt oft nicht viel Zeit für sie selbst!
Deshalb ist es hilfreich, durch gewisse Rituale und Gewohnheiten im Kontakt mit sich selbst bleiben. Wichtig ist es, diese bestmöglich im Alltag zu etablieren. Sie müssen eine Gewohnheit sein, so dass die Familie Respekt vor diesen Zeiten hat, die die Mutter sich nimmt.
Das hat natürlich was mit der eigenen Selbstliebe zu tun. Nur wenn ich mir selbst viel wert bin, nehme ich mir diese Zeit für mich. Das ist eine Balance die man finden muss und ein einziger Struggle (lacht).
Immer wieder gibt es etwas super Dringendes oder Wichtiges, insbesondere wenn die Kinder älter werden. Und dann ist da ja auch der Mann da, häufig zumindest.
Und ich finde Selbstfürsorge ist die Grundlage für eine Mutter, um überhaupt ein harmonisches Familienleben stattfindenlassen zu können.
Denn wenn diese Selfcare nicht stattfindet, dann werden verschiedene Grenzen nicht eingehalten. Es gibt als Folge dann nicht genug ‘Platz’ für die Person Mutter.
Wenn in einer solchen Situation nicht die „wild woman“ in der Frau heraus kommt, um sich das zu holen was sie braucht, dann führt das meiner Erfahrung nach zu Unwohlsein und auf lange Sicht zu seelischer oder körperlicher Krankheit.
Mamaswelt: Also ist das Thema wichtig für dich?
Ja, das Thema ist absolut wichtig. Nicht nur für mich, sondern für jede Frau, Mutter oder Ehefrau.
Als Mutter ist es schwieriger finde ich, weil ihr Platz innerhalb der Familie mit ihren Kindern geteilt und daher kleiner ist. Das ist reine Physik.
Die anderen Leben in der Familie wollen auch Platz haben und nehmen ihren entsprechenden Platz innerhalb der Familie ein.
Wenn Selfcare nicht stattfindet, wird die Selbstliebe weniger gelebt und dann kann das Leben ganz schön miserabel sein für eine Mutter – insbesondere auf lange Sicht.
Mamaswelt: War das Thema schon immer wichtig für dich oder hat es sich verändert?
Eigentlich war das schon vor der Geburt meines ersten Kindes von Bedeutung. Und zwar für meine Beziehung.
Als ich mit meinem 1. Kind schwanger war, habe ich ein Buch gefunden, das sich „Babyproofing your marriage“ nennt. Dieses Buch hat ziemlich viel mit dem Thema Selfcare im weiteren Sinne aber auch ‘Care’ für deine Beziehung zu tun.
Ich kann nicht sagen, dass ich es befolgt habe. Obwohl ich sehr wohl die Absicht hatte.
Mein Mann liebt seine Kinder sehr und über alles, so dass meine Absichten für unsere Zweisamkeit und das ‘Babyproofing our Marriage’ vorerst aus dem Fenster geflogen sind.
Selfcare war aber grundsätzlich von großer Bedeutung für mich, bevor ich überhaupt die Wichtigkeit verstand. Aber dann… Als ich Mutter wurde, wurde ich zu einer Übermutter, so einer Löwenmama.
Das hatte ich gar nicht erwartet. Doch die Umstände waren so, dass wir keine Familie in der Nähe hatten in Australien. Und ich hätte mein süßes Baby niemals in die Hände irgendeiner Babysitterin gegeben, die ich nicht wirklich kannte.
Somit bestand meine Selfcare, als ich mein erstes Baby hatte, einfach nur aus Bewegung an der frischen Luft, gesundem Essen und heißen Duschen, Schlaf hatte ich nicht viel.
Mamaswelt: Was machst du heute als Selfcare für dich als Mama?
In den letzten Jahren hatte ich große Probleme genügend Zeit für mich zu finden. Es gab große Herausforderungen auf vielen Ebenen, die mich wirklich zeitweise geplättet haben.
Da blieb wenig Zeit und Muße.
Als wir noch in Australien lebten, ging ich regelmäßig fast jedes Wochenende ganz früh morgens für zwei, drei Stunden kilometerlang am Strand laufen. Mein Mann war dann im Haus und er und die Kinder schliefen noch.
Wir hatten damals den Luxus direkt am Strand zu wohnen.
Für mich ist Selfcare aber auch einfach in der Sonne zu sitzen. Wenn es mir zu viel wird, fahre ich ans Meer und meditiere dort. Hier in Spanien habe ich nicht den Raum für meine langen einsamen Strandwanderungen.
Ich habe sie lange sehr vermisst und nun hilft mir Meditation, am besten am Meer.
Ich pflege meinen Körper so gut es geht. Wenn keine Zeit ist, kann ich immerhin noch gesundes Essen wählen. Und ich habe ein auf mich abgestimmtes zeitsparendes Cardio und Krafttraining, was ich normalerweise einmal die Woche mache.
Ich versuche jeden Tag etwas zu finden, das mir Freude bereitet und bemühe mich, auch die kleinen Dinge des Alltags wertzuschätzen. Das kann dann bedeuten, dass ich beim Duschen dankbar bin für das warme Wasser, das auf meinen Körper fällt. Oder so banale Dinge wie, dass ich einen leckeren Apfel esse oder die Sonne auf meiner Haut spüre.
Selbstfürsorge heißt für mich täglich in einem Ritual Dankbarkeit zu empfinden für Verschiedenes, das in meinem Leben ist. Ich bin davon überzeugt, dass diese Dankbarkeit, die ich fühle, alles andere leichter und besser werden lässt.
Selfcare ist für mich Visionen von meinem Leben zu haben. Ich habe ein Life-Book. Darin gibt es 13 Kategorien meines Lebens. Und jede hat eine Vision und Strategien dahinzukommen. So habe ich immer einen Ausblick und ein Ziel.
Mamaswelt: Viele Mütter träumen wohl von einer Auszeit. Du hast gerade eine hinter dir. Erzähl mal…
Ich komme gerade von einem neuntägigen Aufenthalt auf Ibiza. Dort habe ich ganz alleine Zeit für mich verbracht, nur für mich selbst.
So etwas habe ich in dieser Form noch nie gemacht, seit ich Mutter bin. Das letzte Mal, als ich von meiner Familie fort war, ist 4 Jahre her. Davor vor 10 Jahren, davor gar nicht… (lacht).
Aber da hatte ich immer etwas zu tun, Arbeit, Workshops, etc.
Dieses Mal war es anders, denn ich bin nur für mich ganz alleine weg gefahren.
Ich wollte wieder in Kontakt mit mir selbst kommen, reflektieren und an meinen Visionen feilen.
Ich wollte auch Zeit haben für das was mir Spaß und Freude bereitet und wofür es im Alltag meist keine Zeit gibt, um meinen Feel-Good Tank aufzufüllen.
Mit dem Einverständnis und Segen meines Mannes bin ich sogar über seinen Geburtstag weggeflogen. Genau in dieser Woche gab es nämlich wenig Kinderprogramm und auch sonst weniger zu organisieren. Er sagte mir, dass es sein größtes und bestes Geschenk wäre, wenn ich etwas für mich tue.
Ich dagegen hatte Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen bevor ich geflogen bin.
Doch dann hatte ich eine der besten Zeiten meines Lebens!
Zuerst wollte ich diese neun Tage in Einsamkeit verbringen – auf einer einsamen Insel am Strand mit langen Wanderungen.
Und dann hab ich durch Zufall etwas gefunden, ein „Sensual-Awakening Women“ Retreat auf Ibiza.
Ich fühlte mich erst nicht danach, diese wertvolle Zeit mit anderen zu teilen. Ich überlegte hin und her und konnte keine Entscheidung treffen.
Die Flüge wurden weniger und es blieben nur noch wenige Tage bis zum Tag meiner Abreise.
Also habe ich zwei Tarotkarten gezogen. Das mache ich hin und wieder, auch eine Art selfcare.
Ich zog: 1) sharing (Teilen) und 2) guilt (Schuld).
„Schuld“ sagte mir, dass ich eben keine Schuldgefühle haben sollte, mir bewusst zu machen, dass diese da sind und sie fallen zu lassen.
Und „Teilen“ sagte mir, dass ich durch das Teilen meiner Zeit sehr viel mehr gewinnen würde.
Und so war es auch. Ich verbrachte ein paar Tage am Anfang und am Ende dieser Zeit alleine und in der Mitte war ich im Retreat. Und das war die perfekte Mischung.
Zum Retreat kamen Frauen, die mit einer ähnlichen Erwartung gekommen waren wie ich und so war es eine Win-win Situation für alle.
Diese Zeit war insgesamt unglaublich erholsam, reflektierend, spirituell bereichernd aber auch spaßig und wirklich toll!
Bei meiner Rückkehr hatte ich das Gefühl ich war irgendwie leichter. Ich konnte wieder besser für mich eintreten, stand nicht mehr in meinem eigenen Schatten und hatte wieder mehr Freude und Energie.
Mamaswelt: Ist es schwierig oder einfach für dich diese Selbstfürsorge und Auszeiten in deinen Alltag zu integrieren?
Meine Schwierigkeit ist, dass ich ganz leicht andere Dinge wichtiger werden lasse als meine eigene Selfcare. Gaaaanz leicht! Sei es für meine Kinder, sei es für meinen Mann, sei es für mein Business, sei es nur für die Schule der Kinder.
Die Schwierigkeit ist die Selbstdisziplin. Somit schreibe ich feste Kalenderpunkte für ‘meine’ Zeit in meinen Kalender. Manchmal wird es eng und ich muss was schieben. Aber ich sorge dafür, dass innerhalb einer Woche immer alles stattfindet.
Wenn ich merke, dass ich hinterher hänge, dann benutze ich auch hin und wieder eine Liste, die sich meine ‘12 Sacred Choices’ nennt.
Auf dieser Liste stehen 12 Dinge, die ich an einem Tag machen möchte, damit ich mich am Ende des Tages gut fühle.
Das kann zum Beispiel Projektfortschritt sein, gesundes Essen, Bewegung an der frischen Luft, aber eben auch Zeit für mich selbst oder auch einfach was Nettes zu meinem Mann und meinen Kindern sagen.
Diese Liste haben meine Kinder übrigens auch und wenn es mal wieder drunter und drüber geht kommt sie zum Einsatz.
Das heißt ich reflektiere, was mir wichtig ist. Ich will mich jeden Tag gut mit mir fühlen und mein bestes Leben leben.
Es beinhaltet auch das, was ich mit meiner Umwelt und den Menschen um mich herum tun muss, damit auch die sich gut fühlen können.
Das sind so kleine Werkzeuge, die ich benutze, um selfcare in meine Alltagsroutine einzubringen.
Mein Kalender erinnert mich mit einem Klingeln daran, dass ich mein Strength-Training mache. Somit denke ich meist gar nicht drüber nach und mache es ganz automatisch als Gewohnheit.
Und wenn etwas dazwischen kommt, dann kann ich es auf einen anderen Tag schieben. Innerhalb einer Woche sollte es aber stattfinden.
Mamaswelt: Unterstützt deine Familie dich bei deiner Selfcare? Wie ist das bei dir?
Wenn du meine Familie fragen würdest, würden die sagen: Ja klar unterstützen wir sie dabei, sich um sich selbst zu kümmern. Sie kann ja alles machen, was sie möchte.
In Realität sieht das dann ganz anders aus.
Ich muss mir die Zeit immer aktiv nehmen, muss vieles schieben, vieles organisieren, vorkochen und noch mehr organisieren.
Auch jetzt, als ich mir die Auszeit genommen habe, haben meine älteste Tochter und mein Mann gesagt: „Mach es!“ In der Realität ist es dann nicht ganz so einfach, denn es ist natürlich viel zu jonglieren, auch für meinen Mann und seine Arbeit.
Dann waren die Kinder auch noch alle krank – gerade in dieser Zeit – mit Fieber und allem drum und dran. Mein Mann hatte ganz schön zu tun.
Meine jüngeren Kinder (11 und 7) fanden es überhaupt nicht gut, dass ich weg war. Sie hatten daran zu knacken. Sie sind aber dadurch auch stärker geworden.
Also insgesamt denke ich, muss man sich als Mutter selfcare immer aktiv holen.
Denn Kinder sind halt Kinder. Es ist ja nicht in ihrer Absicht, das sie viel Zeit in Anspruch nehmen, aber sie bauchen halt Aufmerksamkeit.
Und sie holen sich was sie brauchen, was ja auch gesund ist.
Wir Mütter holen uns eben häufig nicht, das was wir brauchen, was eben nicht gesund ist. So muss man halt versuchen in der Familie die Balance zu finden.
Mamaswelt: Hast du noch einen Tipp oder Ratschlag für andere Mütter?
Ich weiß nicht, ob es einen Geheimtipp git. Das ist für jede sehr unterschiedlich und individuell. Die Dinge, die für mich wichtig sind für meine selfcare, mögen für jemand anderen unangenehm sein und überhaupt nicht angebracht.
Mein Tipp wäre es zu reflektieren: Was ist mir wichtig? Was brauche ich, damit es mir gut geht?
Auf diese Art und Weise finde ich auf Dauer heraus, was die Dinge sind, die ich am besten in meinen Alltag einbaue. Für manche mag es sein zu einer Yogastunde zu gehen. Für andere ist es zu malen, für andere ist es in Gesellschaft, für andere ist es alleine oder zuhause, für andere in der Natur und ich glaube, das muss jede Frau für sich selbst herausfinden.
Aber absolut wichtig ist im Kontakt mit sich selbst zu bleiben und sich nicht im Muttersein zu verlieren.
Wichtig ist es, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und vielleicht auch mal gar nichts zu tun. 5 Minuten sind besser als gar nicht.
Mamaswelt: Gibt es noch etwas, was du ergänzen möchtest?
Ich finde es ist super hilfreich für Frauen allen Alters das Buch zu lesen: „Women who run with the wolves“. Es ist ein Buch, das ich jeder Frau, jung oder alt – besser jung;-) – ans Herz lege.
Clarissa Pinkola Estes ist eine Geschichtenerzählerin, aber auch eine Psychologin. Das Audiobuch in der Form ist zwar nicht ganz komplett, aber ein total schöner Einstieg. Man kann ihrer Stimme sehr gut zuhören und sie ist einfach eine wunderbare Geschichtenerzählerin für Frauen.
Ich wünschte ich hätte dieses Buch viel früher gelesen!
Mamaswelt: Liebe Kristina. Ich danke dir, dass du so offen deine Erfahrung mit uns teilst!
Möchtest auch du deine Erfahrung auch mit anderen Müttern teilen, dann kontaktiere mich gerne.